Wettbewerb 2012

Neubau Gerontopsychiatrisches Zentrums Großschweidnitz I Anerkennung

Der Ortsraum gliedert sich zum einen durch die gewachsene Struktur des Landschaftsparks mit seiner singulären Bebauung, den Blick- und Grünachsen [Alleen] von Nord nach Süd und Ost nach West sowie die denkmalpflegerische Qualität der bestehenden Einzelgebäude. Das Wettbewerbsgrundstück, mit seiner leichten Hanglage nach Südosten, beschreibt ein für das Gesamtareal typisches, von orthogonal angeordneten Straßen umfasstes Baufeld. Markant ist der wertvolle Baumbestand. Beide Elemente, Hanglage und Baumbestand, bilden den Ausgangspunkt des Entwurfes.
Die bestehenden Erschließungsstrukturen sollen erhalten, ergänzt und gefördert werden. Die behutsame Wiederherstellung der gründerzeitlichen Strukturen ist das definierte Entwurfsziel.
Unter Ausnutzung der bestehenden Höhensituation wird ein Sockelgeschoss mit übergeordneten klinischen Funktionen und der Tagesklinik geschaffen. Die Pflegestationen entwickeln sich auf Höhenniveau des Patientengartens zwischen Neubau und bestehenden Haus 26 mit direktem Zugang zu diesem geschützten Grünraum. Im Bereich des Haupteingangs wird ein großzügiger Vorplatz geschaffen. Wesentlich ist die Schaffung eines Haupteinganges von Südosten, der sowohl das Gerontopsychiatrische Zentrum wie auch die Tagesklinik erschließt. Die fußläufigen Erschließungen werden zum Neubau geführt. Der Patientengarten als den Pflegepavillons direkt zugeordneter Freibereich wird mit dem Landschaftspark verknüpft. Somit wird der Neubau in die bestehenden Strukturen des Klinikstandortes aufgenommen. Die Freianlagen gliedern sich in Innenhöfe bzw. in halboffene Innenhöfe und den Patientengarten. Der halboffene Innenhof zur Straße erschließt den Neubau mit dem Haupteingang. Durch einen Baum und eine Bank wird der Eingangsinnenhof auch zum Aufenthaltsort.
Abgeleitet aus den landschaftlichen Gegebenheiten und der topografischen Höhenentwicklung wird das Erdgeschoss [1.Pflegeebene] des Neubaus auf 285 m ü. NN, auf Niveau des Patientengarten, angeordnet. Das bestehende Gelände überfließt den Sockelbereich. Dieser öffnet sich mit tagesbelichteten Raumnutzungen nach Süden und Osten bzw. zu abgeschirmten Patientengärten. Die intensiv begrünte Dachebene der Innenhöfe wird als abgeschirmter Patientengarten im Herzen der Stationen entwickelt, der den Pflegebereichen im 1. und 2. Obergeschoss direkt zugeordnet ist.
Das Gebäude wird östlich über den Vorplatz und das Haupttreppenhaus mit Aufzug zentral erschlossen. Der vorgelagerte Allgemeinflur verbindet Ebenen übergreifend Haupteingangsbereich und Patientengarten. An diesen Bereich lagert sich die Haupterschließungsmagistrale für Patienten und Besucher an, die die angelagerten Funktionsbereiche der Untersuchung / Behandlung im Sockelgeschoss von Nord nach Süd, sowie die Tagesklinik und den Bereich EKT Behandlung erschließt. Die Tagepflegeeinrichtungen werden auf kurzem Wege vom Haupteingang erschlossen. Es besteht die Möglichkeit, den Eingang der Tagesklinik zu separieren bzw. zeitlich versetzt zu nutzen. Die Tagesklinik entwickelt sich mit den Aufenthaltsbereichen nach Süden. Diesen vorgelagert ist ein ruhiger Innenhof mit Terrasse und Wasserfläche. Stützpunkt und Funktionsräume befinden sich im Stationszentrum, unter Beachtung kurzer Wegeführungen für Personal. Die zentralen Aufnahmebereiche, die Notfallbehandlung sowie der klinische Arztdienst befinden sich in Nähe des Haupteingangs. Im Sockelgeschoss wird für alle Funktionsbereiche durch eingeschnittene Lichthöfe Tageslicht angeboten.
Wesentlich für die Struktur der Pflegebereiche ist ebenfalls der direkte Tageslichtbezug sowie die Übersichtlichkeit für das Personal. Die Stützpunkte befinden sich zentral innerhalb der Stationen mit direkter Zuordnung der Funktionsräume. Die Stationen sind in zwei Wohngruppen gegliedert, alle Pflegezimmer orientieren sich zum Landschaftsraum, Nebenräume zu den Innenhöfen. Somit werden gegenüberliegende Patientenzimmer vermieden. Die Baukörper gliedern sich nach den maßstäblichen Vorgaben des Gesamtensembles. Die Raumspangen werden einhüftig entwickelt, die Flurbereiche werden somit zu hochwertigen Aufenthaltszonen. Der Speise- und Aufenthaltsraum bildet das Herzstück der Station und ist direkt dem Wohngruppeninnenhof zugeordnet. Somit wird die Station nach Nutzungsintensität in ruhigere und belebtere Zonen gegliedert.
Die Materialität der umgebenden Bebauung wird aufgenommen und neu interpretiert. Der gelbe Klinker ist das prägende Material. Die Oberfläche wird durch zwei Klinkerformate profiliert. Es ergibt sich eine Korbgeflecht-ähnliche Struktur mit interessanter Licht- und Schattenwirkung. Patientenzimmer erhalten großformatige Holzfenster als Festverglasung, um dem Sicherheitsaspekt der geschlossenen Stationen Rechnung zu tragen. Im Bereich von Öffnungsflügeln ist die Klinkerschale durch Entfall jedes 2. Steins perforiert. Gleiches gilt für die Abschirmung von Außenbereichen, z.B. der Loggien im Obergeschoß. Alle verglasten Fassadenbereiche verfügen über einen außenliegenden Sonnenschutz. Dieser ist in den horizontalen, geschoßtrennenden Sichtbetonfertigteilen integriert, die den Baukörper horizontal gliedern.

Lageplan
Therapiehof
Ansicht Gartenseite
Innenperspektive
Auslober Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB)
Verfahrensart Nichtoffener Wettbewerb nach RPW
Wettbewerbsergebnis 09_2012
Platzierung Anerkennung
Nutzfläche NF 4.193 m²
Bruttorauminhalt BRI 26.241 m³
Bruttogeschossfläche BGF 7.189 m²